Filmekritiken.de

Täglisch aktuelle Filmkritiken

Drop – Tödliches Date

Titel: Drop – Tödliches Date – Kritik von Michael Kienzl Nach einer traumatischen Beziehung fasst Violet wieder den Mut für ein Date – und gerät in die Gewalt eines unsichtbaren Fremden. Die Stärken von Regisseur Christopher Landon liegen im durchaus spannenden Thriller Drop – Tödliches Date nicht unbedingt in der kammerspielartigen Feinmechanik. Violet (Meghann Fahy) hat sich ganz ins Private zurückgezogen. In einem Rückblick haben wir gesehen, wie ihr unberechenbar gewalttätiger verstorbener Ehemann ihr mit weit aufgerissenen Augen eine Waffe ins Gesicht drückte. In der Gegenwart nun hilft die alleinerziehende Mutter anderen Missbrauchsopfern, ihr Selbstwertgefühl zurück zu bekommen. Ihre Therapiestunde erfolgt jedoch lediglich per Zoom und als plötzlich ein Paketbote vor dem Fenster erscheint, zuckt die junge Frau verängstigt zusammen. Menschen sind immer noch potentiell bedrohlich. Für ein Tinder-Date will sich Violet aber wieder in die Öffentlichkeit wagen. Die vorlaute Schwester (Violett Beane) kommentiert sarkastisch Violets verunglückte Outfit-Wahl und rät ihr zu einem enganliegenden roten Samtkleid, das zugleich klassisch und sexy ist. Doch die Hoffnung auf ein verheißungsvolles Abenteuer bringt Violet nur von einem kerkerähnlichen Ort zum nächsten. Christopher Landon – Regisseur der spritzigen Körpertausch-Horrorkomödie Freaky und Sohn von Schauspieler Michael „Ein Engel auf Erden“ Landon – schickt seine Heldin in ein hippes Fine-Dining-Lokal; es wird für die meiste Zeit der alleinige Schauplatz des Filmes bleiben. Dort will Violet den feschen Henry (Brandon Sklenar) – sympathisch bodenständig, sanft verwegen wie das Love Interest aus einer RomCom – treffen. Wie sich die in Sachen Liebe etwas aus der Übung geratene Violet wieder auf den Beziehungsmarkt traut, inszeniert Landon wie eine halsbrecherische Expedition. Ihr eingeschüchterter Blick gleitet den gewaltigen, unheilvoll schwarz schimmernden Chicagoer Wolkenkratzer hinauf, an dessen Spitze sich das Restaurant befindet. Oben angekommen, muss sie sich erstmal durch einen verschlungenen Gang tasten, bis sie schließlich an ihrem höhlenartigen Schicksalsort angekommen ist. Der Erpresser lauert irgendwo Mehr noch als von dem beklemmenden Setting wird Violets Freiheit von ihrem Smartphone beschnitten. Als Henry sich verspätet, klammert sie sich an ihr Handy, checkt wiederholt, ob sich vielleicht die babysittende Schwester gemeldet hat und klickt noch einmal auf das Tinder-Profil ihres Dates (wir erfahren: er ist Fotograf). Der nervöse Griff zum Telefon wird den restlichen Film über zu Violets bestimmender Geste wie auch zu ihrer Achillesferse. Denn per AirDrop – einer Funktion, mit der man Handy-Nutzern in der direkten Umgebung anonym Bilder und Videos schicken kann – wird sie bald von einem Fremden terrorisiert. Seine Forderung: Violet muss Henry, der in einen haarsträubenden Polit-Skandal verwickelt ist, vergiften, sonst stirbt ihr Sohn. Der Sehnsucht, ständig erreichbar zu sein, setzt Drop – Tödliches Date das Grauen entgegen, nirgendwo unbeobachtet und somit immer verwundbar zu sein. Der Fremde mit dem AirDrop zwingt Violet in ein von ihm überschaubares Spielfeld mit klaren Regeln: Das überwachte Smartphone darf nicht anderweitig genutzt werden, jeder Versuch, mit anderen Kontakt aufzunehmen, ist verboten und Henry darf weder etwas von Violets Absichten mitbekommen, noch wegen ihres erratischen Verhaltens das Lokal verlassen. Damit auch alle Vorgaben eingehalten werden, sind nicht nur Tisch und Toilette verwanzt, auch der Erpresser lauert irgendwo unerkannt im Lokal. „Everyone’s a Suspect“ lautet die Tagline des Films, doch gerade wenn es um die mögliche Identität des Täters geht, bleibt der Film letztendlich hinter seinen Möglichkeiten zurück; das anfangs virtuose Spiel mit Verdachtsmomenten verliert Landon im Eifer des Gefechts schnell wieder aus den Augen. Ebenso bekommt man den Eindruck, dass die Regeln, die sich der Film durch seine Konstruktion auch selber setzt, vielleicht ein wenig zu streng sind. Jede noch so kleine Gelegenheit muss Violet sinnvoll nutzen: den Weg zur Bar, um zwei Shots zu holen, die schmierigen Blicke eines flirtenden Pianisten oder die Möglichkeit, den Tisch zu tauschen. Da sie ständig unter Beobachtung steht, bleibt der Handlungsspielraum der Figur für waghalsige Aktionen eingeschränkt. Tragische Zwickmühle Was Drop dagegen gut beherrscht ist kontinuierlich Stress zu produzieren. Mehr schlecht als recht muss Violet gleichzeitig den Anweisungen des Erpressers folgen, vor Henry die Fassade wahren und die ausweglose Situation nach möglichen Schlupflöchern absuchen. In großen Lettern fahren dazu die fordernden Textnachrichten durchs Bild und „Kill“ leuchtet dabei blutrot auf. Und dann macht der Heldin auch noch ein nervötender Kellner (Jeffery Self) zu schaffen, der als komödiantischer Kontrapunkt ein wenig verschenkt ist, weil er die meiste Zeit wirklich nur nervötend bleibt. Zum Zentrum der Spannung wird Schauspielerin Meghann Fahy als innerlich zerrissene, sichtlich leidende Violet. Immer schlechter gelingt es ihr, die Anstrengung zu überspielen, bis sie ihrem Date irgendwann nur noch als verheultes Häufchen Elend gegenübersitzt, das unablässig versichert, dass eh alles in Ordnung sei. Dem Film gelingt es dabei, eine effektive Zwickmühle mit tragischer Dialektik zu schaffen: Einerseits muss Violet das Leben ihres Kindes schützen, andererseits kann sie sich nicht überwinden Henry zu töten, der sich im Laufe des Abends als immer verständnisvoller und liebenswürdiger erweist. Dass die kammerspielartige Feinmechanik trotz mancher Momente nicht unbedingt Landons größte Stärke ist, merkt man spätestens, wenn er sich von seinem konzeptuellen Setting entfernt: Je unsinniger und actionreicher das Finale wird, desto besser. Der überhebliche Kotzbrocken, der Violet terrorisiert, bringt seine vermeintliche Überlegenheit einmal folgendermaßen auf den Punkt: Während er mit ihr Schach spielt, versucht Violet es mit Kniffel. Ein wenig ist dabei damit auch der Zwiespalt des Films beschrieben: Drop breitet ein Schachbrett vor sich aus, beherrscht das einfachere, weniger geistreiche und vielleicht auch lustigere Würfelspiel aber eigentlich viel besser. alle neuen Trailer Es gibt bisher noch keine Kommentare. Kommentare der Nutzer geben nur deren Meinung wieder. Durch das Schreiben eines Kommentars stimmen sie unseren Regeln zu.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert